Eine Restaurantkritik über das Restaurant Goldene Gans, Puerto de la Cruz, Teneriffa
Eigentlich wollten wir das Restaurant Adler in La Paz besuchen. Es hatte die besten Bewertungen bei Tripadvisor für ein deutsches Restaurant. Wenn Sie meine Zeilen verstehen, dann wissen Sie auch, warum ich zur Weihnachtszeit ein deutsches Restaurant besuchen möchte. Gans ist doch ganz toll! Aber das Adler hat nach 5 Jahren aufgegeben. Schade, die Kritiken sahen ganz gut aus. Also besuchen wir das wiedereröffnete Restaurant Goldene Gans in der Generallisimo, die zwar nicht mehr so offiziell heißt, aber kaum jemand kann sich „Avenida Familia Bethencourt y Molina“ merken. Das Restaurant ist im vorletzen Block Richtung Strand im heruntergekommenen Edif. Bahamas. Auf der Promenadenseite ist das Cafe de Paris. Die Goldene Gans befindet sich im 1.Stock oberhalb der beiden Puffs (Black Cat oder so?) im Erdgeschoss. Der Zugang geht an einer Boutique vorbei und ist beschildert. Es ist so eine Art Hinterhof. Nicht charming.
Der Weg zur Goldenen Gans ist traurig. Nun regnete es auch, da sah es noch schlechter aus. Eigentlich gehen wir hier nie hin in diese häßliche Ecke des Billigtourismus. Obwohl einige Hotels offenbar renovierten. Für einen Großstädter hat die Goldene Gans eine skurile Anmutung. Etwas 60er Jahre Stil ohne typische Elemente der 6oer. Oder wie kurz nach Mauerfall eine herausgeputzte, ehemalige HO Gaststätte, die sich nun dem Wettbewerb stellen muss. Wir kamen um 18 Uhr. Ausser einem Herren waren wir die einzigen Gäste. Das bleib auch bis 20 Uhr so.
Die Karte hatte ca. 40 Positionen an Hauptgerichten. Da kann kein Koch gut kochen.Die Preise waren für Teneriffa nicht unambitioniert. Für die Drei-Gang Menüs wurden knapp 30 Euro aufgerufen.
Wir bestellten für Junior eine Gulaschsuppe (4,70€ inkl), für uns eine halbe Ente mit Rotkohl und Bratkartoffeln (13,50€) und eine Gänsekeule mit Bratapfel, Rotkohl und Spätzle (12,70€). Zu dem Geflügel gab es je eine wahrhaft eklige Sauce, die gottseidank separat angeboten wurde. Ansonsten wäre das Essen ungeniesbar gewesen.
Wir tranken 0,75l Mineralwasser (2,90€) und ein Glas Weiß- und Rotwein (je 1,50€}, der uns beiden nicht schmeckte. Normalerweise ist zumindest der Rotwein gut. Hier war der Rotwein nicht besonders. Vielleicht stand er zu lange im Tetrapack?
So genossen wir die Gulaschsuppe, die wahrhaft knusprige Ente und die genauso knusprige Gänsekeule sowie die prima Spätzle. Der Rotkohl war leicht versalzen, die Bratkartoffeln schwer, die konnte selbst die Gattin nicht essen. Wir ließen die Bratkartoffeln zurückgehen. Die Neugemachten waren ebenfalls zu salzig und auch zu weichkochend. Die Gulschsuppe wurde in einem Brot serviert, wie ich es von der Systemgastronomie in Deutschland kenne.
FAZIT: Insgesamt ist die Küche katastrophal. Der Koch müsste dringend mal zur Fortbildung und zeitgemäßes Kochen lernen. Auch Abschmecken ab und zu würde schon als erste Maßnahme greifen. Die übergroße Karte ist dabei auch keine Hilfe. Was soll die Küche machen, wenn die Hütte voll ist. Kreativ ist da nichts. Gans und Ente waren ganz knusprig. Spätzle gut. Aus. Wenn wir einen hiper auf Gans haben, kommen wir noch mal, wenn wir nichts besseres finden sollten. Wenn es diese versteckte Kneipe, die erst am 1.November eröffnete, dann noch geben sollte. Wer deutsch essen mag, ist vorerst deutlich besser im La Boheme aufgehoben, das ebenfalls skurril wie ein altes, sehr gut gepflegtes Wohnzimmer aussieht.
Der Wirt der Goldenen Gans müsste sein Konzept entstauben, den Küchenstil modernisieren und vereinfachen, z.B. als deutsches Bistro mit einem Tagesgericht und einer kleinen Karte, jahreszeitlich angepasst. Diese Gans wird dem Inhaber keine goldenen Eier legen, eher viele Taler kosten.
Mit Tipp zahlten wir 40 Euro, relativ viel für Teneriffa Norte, aber angemessen, wenn es okay gewesen wäre. Der Service freundlich bemüht, aber auch nicht ausgebildet.
http://www.restaurante-goldene-gans.com/neuigkeiten.htm – Dienstag Ruhetag – durchgehend geöffnet
Dezember 2013: Wenig überraschend. Die Goldene Gans gibt es nicht mehr, dafür ist es jetzt ein Schleswig-Holsteiner Restaurant, das Restaurant Melanie.