Haben Sie auch solche Schmierereien an Wänden gesehen? Beliebt ist auch „No Guiris“. Der Guiri ist dem Spanier was dem Österreicher der Piefke ist. Wobei Guiri auf alle Touristen aus dem Norden angewandt wird.
Teneriffa: „Tourist go home!“
Worum geht es?
Einige Einheimische – wie übrigens auch Residenten – sind genervt vom zügellosen Tourismus auf Teneriffa. Besonders britische Billigtouristen, die sich öfter schlecht benehmen, sind unbeliebt.
Man möchte – wenn schon Touristen – einen Qualitätstourismus und nicht die Billigbier saufenden AirBnB Besucher.
Was sind die Probleme?
Überlastung auf den Strassen, Wohnungsnot und schlechte Bezahlung werden kritisiert
Wir alle kennen die fürchterlichen Staus, die wir immer wieder auf den Inselautobahnen und woanders haben. Die Inselregierung bemüht sich zwar nach Kräften, die Strassen um- und auszubauen, damit die vielen Autos durchkommen. Aber es reicht nicht. Und es dauert! Gerade in touristischen Gebieten ist in der Hochsaison kein Durchkommen mehr. Egal, ob im Anaga Gebirge, im Teide Nationalpark oder auf dem riesigen Muelle Parkplatz in Puerto de la Cruz: Es ist oft sehr schwer, einen Parkplatz zu finden.
Einheimische haben große Schwierigkeiten, bezahlbaren Wohnraum zu bekommen. Viele Wohnungsinhaber vermieten lieber zu einem viel höheren Preis ihre Wohnung temporär via AirBnB und anderen touristischen Plattformen. Dazu kommt, dass aufgrund der höheren Zinsen das Bauen allgemein schwieriger geworden ist. Ausserdem ist wegen der extrem mieterfreundlichen Gesetzgebung es unbeliebt, langfristig zu vermieten, weil man den Mieter, selbst wenn er nicht zahlt, auch noch schwer rausbekommt. Der Autor kennt mehrere Leute, die statt zu vermieten, lieber leer stehen lassen, um sich den eventuellen Ärger zu ersparen.
Mittlerweile ist für eine normale, neu zu vermietende Wohnung ein Mietzins von 12 €/qm im Monat normal. Das können sich aber viele nicht leisten. Womit wir zum nächsten Problem kommen.
Zwar arbeitet die Inselverwaltung an Lösungen gegen die AirBnB-Flut, aber es wird kaum wahrgenommen, weil immer mehr neue AirBnBs auf den Markt drängen.
Auf Teneriffa wird (zu) wenig verdient
Der Besucher freut sich, dass er im normalen Restaurant für das Bier 1,40 € zahlt und eigentlich stört ihn das nicht, dass der Kellner mit nur 1200 € im Monat netto nach Hause geht. Den Kellner stört es aber, wobei der Kellner noch privilegiert ist, da er zusätzlich Trinkgeld bekommt. Die Kassiererin im Supermarkt, der Automechaniker oder Polizist bekommt es nicht. Das geringe Einkommen ist jedoch ein Problem für die Einheimischen, denn nicht alles ist auf Teneriffa billig. So ist der Einzelhandel teurer als in Deutschland, obwohl er nur 7 % MwSt abführen muss.
Teneriffas Umwelt- und Bürgerverbände planen Großdemo für den 20. April 2024
Das Motto der Demonstration ist „Die Kanaren haben ein Limit – für einen Wechsel des Geschäftsmodells.“
Die Initiatoren fordern:
– eine mengenmässige Begrenzung des Tourismus mit Aussetzung von Bauprojekten
– ein Verbot für Ausländer, Grundbesitz zu erwerben
Während die erste Forderung nachvollziehbar ist, ist in meinen Augen die zweite Forderung viel komplizierter, auch wenn man weiß, dass sehr viele Einheimische in der Baubranche arbeiten und EU-Bürger den Canarios gleichgestellt sind. Mich wundert es, dass man nicht mehr sozialen Wohnungsbau und deutliche Einkommenszuwächse fordert.
Britische Boulevardpresse sieht einen „Krieg“ gegen Touristen, speziell gegen Briten
Die britische Boulevardpresse hat gerne die Sorgen der Tinerfenos aufgenommen und hetzt zurück, in dem sie Teneriffa schlecht machen. Fast jedes Boulevard Blatt hat das Thema aufgenommen und dramatisiert, wie es nun für die Boulevardpresse leider üblich ist.
Fazit: Natürlich sind Einheimische und Residenten vom derzeitigen Teneriffa Boom genervt. Mir persönlich ist in über 20 Jahren Teneriffa noch nie Fremdenhass entgegengeschlagen. Sogar Unfreundlichkeit ist relativ selten. Die Forderungen der Verbände sind nachvollziehbar. Daraus würde ich aber nicht einen „Krieg gegen Touristen“ ableiten, wie es die britische Presse sensationsheischend macht.
Es wäre sinnvoll, wenn die kanarische Regierung nicht mehr die Ankünfte der Billigairlines finanziell fördern würde, sondern dieses Geld in die Infrastruktur stecken würde. Auch eine „Ankunftssteuer“ in Höhe von 20 € für Menschen zwischen 18 – 65 Jahre könnte 60-100 Millionen jährlich in die Kassen spülen und so die Auswüchse mildern, wenn das Geld für einen sozialen Wohnungsbau genutzt würde.
Ich vermute, die derzeit enorm hohen Flugpreise zusammen mit den hohen Hotelpreisen werden den Markt regeln. Wie in allen angespannten Wohnungsmärkten sollte auch auf Teneriffa die Verwaltung AirBnBs limitieren. Soweit ich weiß, laufen solche Bestrebungen bereits
Oft liesst man in deutschsprachigen Teneriffa Facebook Gruppen über Einheimische, die Wohnraum suchen, aber auch über Touristen, die sich über die enormen Flugkosten beschweren.
Wie stehen Sie zu diesen Thema? Bitte schreiben Sie ins Kommentarfeld! Ich freue mich auf einen Austausch. -ro