Mehr als 2.800 Menschen ohne Dach über dem Kopf: Teneriffes soziale Krise erreicht Rekordwert.
Obdachlosigkeit auf Teneriffa
Laut dem neuen Bericht von Cáritas Diocesana, auf den sich die Zeitung El Día bezieht, hat die Zahl der Menschen, die auf Teneriffa ohne feste Unterkunft leben, einen historischen Höchststand erreicht. Im Jahr 2024 sind laut dem fünften Jahresbericht insgesamt 2.838 Menschen auf der Insel von extremer Wohnungsnot betroffen – das ist der höchste Wert der letzten fünf Jahre und ein Anstieg um 23% gegenüber dem Vorjahr.
Das Problem ist vielschichtig: Neben denen, die tatsächlich auf der Straße schlafen, zählt Cáritas auch Personen mit sogenannten „infraviviendas“ – menschenunwürdigen Behausungen, und jene, die sich in temporären Notunterkünften oder überfüllten Verhältnissen aufhalten. Die Krise betrifft alle 31 Gemeinden Teneriffas und hat sich nach der Corona-Pandemie nochmals dramatisch verschärft.
Wie El Día berichtet, betrifft das Problem vor allem Männer (76,5 % der Betroffenen), aber auch fast 30 % Menschen aus dem Ausland. Fast jeder zweite hatte zuvor eine „normale“ Wohnsituation. Als häufigste Auslöser gelten der Verlust des Familienheims (26,1 %) und Mietschulden (7,2 %). Cáritas betont: „Das widerlegt das gängige Klischee, dass Obdachlosigkeit immer mit Vorerkrankungen zu tun hat.“
Als strukturelle Ursachen nennt der Bericht mangelnde soziale Netzwerke (43,1 %), Bürokratie (15,3 %) und finanzielle Schwierigkeiten (11,6 %). Besonders alarmierend ist der Anstieg der Zwangsräumungen (+4,5 % im letzten Jahr) und die Zahl der Menschen mit chronischen und psychischen Erkrankungen: 44,5 % leiden an schweren oder langwierigen Leiden, knapp 15 % an gravierenden psychischen Problematiken.
Im Rahmen der Präsentation des Berichts forderte Cáritas: „Die Wohnung ist ein Menschenrecht – kein Privileg. Niemand sollte unter freiem Himmel schlafen müssen, nur weil es an bezahlbarem, sicherem Wohnraum fehlt.“ Die Organisation kritisiert zudem das Versagen des „Plan Canario de Vivienda 2020-2025“. Nach amtlichen Angaben wurden bisher nur 1.152 Sozialwohnungen in ganz Teneriffa gebaut, die Warteliste ist mit 27.500 Bewerbern länger als je zuvor.
Zitat aus dem Bericht:
„Die Zahlen sind Ausdruck einer sozialen Krise, die eine Lösung auf mehreren Ebenen braucht: mehr Sozialwohnungen, niedrigere Hürden im System, weniger Diskriminierung – und mehr Empathie für Betroffene.“
Quelle: El Día, Bericht vom 11. Oktober 2025, Autor: José Domingo Méndez. Für weitere Informationen: www.eldia.es/tenerife/2025/10/11/2-800-tinerfenos-duermen-calles-122503738.html
Kommentar Teneriffa.ro:
Diese Entwicklung zeigt, wie dringend soziale Maßnahmen auf Teneriffa sind. Die rekordhohen Zahlen der Wohnungslosen spiegeln nicht nur die Folgen der Pandemie wider, sondern auch strukturelle Defizite in der Wohnpolitik. Wer helfen will, findet bei lokalen Initiativen und Hilfsorganisationen wie Cáritas konkrete Anlaufstellen.